Als Hermann Hesse das Gedicht “An die Melancholie” verfasste, empfahl er in der letzten Strophe Musik, Geselligkeit und Wein als Medizin gegen das bittersüße Gefühl der Melancholie. Das Ein-Mann Projekt “Solwein” schlägt auf seinem Debütalbum “Omnia Vincit Amor” den genau gegensätzlichen Weg ein. Dennis DeBiase, die treibende Kraft hinter Solwein, versteht es auf seiner ersten Veröffentlichung, Wein und Musik in einen wunderbar melancholischen Gesamtkontext zu setzen, wobei er das lyrische Repertoire des klassischen Neofolks mit spannenden Themen anreichert.

Der Wahlspruch vieler Ritter und Minnesänger des Mittelalters.
- Hallo Dennis! Wir freuen uns sehr darüber, dass du unser noch junges und im Entstehen begriffenes Magazin mit einem Interview bereicherst!
- Grüß dich Johannes! Die Freude ist ganz meinerseits. Vielen Dank, dass ich mein erstes Interview mit Solwein für den Eibenreiter geben darf. Du und deine Mitstreiter stellen da etwas wirklich Schönes auf die Beine und ich bin froh einen kleinen Teil dazu beitragen zu können. Auf ein gutes Gespräch!
- Vielleicht möchtest du uns zum Einstieg in das Gespräch verraten, wie die sehr symbolhafte Ausgestaltung der Coverzeichung von Sophie Nees mit Weinreben und Sonne in schwerem Rot mit dem Ausspruch “omnia vincit amor” zusammennhängt. Welche Bedeutung hat dieser Sinnspruch für dich als Künstler und im Speziellen, für das Album?
- Auf diese Frage möchte ich gleich mit einem schönen Zitat antworten: “Was ist des Lebens höchste Lust? Die Liebe und der Wein.”. Dieses von Joachim Perinet stammende Zitat spiegelt sehr schön die Inspiration wider, welche mein Projekt Solwein hat entstehen lassen. Die Liebe, die Lebensfreude aber auch die Melancholie und die schöpferische Einsamkeit, letzteres symbolisiert durch die Sonne inspiriert mich besonders. Mir war daher für die Covergestaltung sehr wichtig, dass die Kernaussauge des Projektes Solwein zeichnerisch aufgegriffen und umgesetzt wird. Die Weinreben fungieren hier als Reminiszenz auf die dionysische Lebensfreude, welche ich mit meiner Heimat, der Pfalz, verbinde. In meiner Heimat, zwischen Wäldern und Weinreben kann ich den Wechsel der Jahreszeiten besonders gut miterleben, wobei mich auch hier der Herbst mit am meisten bereichert. Vielleicht habe ich deshalb auch eine schwere rote, ja fast ins dunkel-violett übergehende Farbgebung für das Cover gewählt (oder vielleicht erinnert die Farbe mich auch einfach an den exzellenten Spätburgunder, der ganz in meiner Nähe wächst, haha).
Bei der Namensfindung des Albums bin ich auf den von Vergil stammenden Sinnspruch “Omnia Vincit Amor et nos cedamus amori” gestoßen, der sich nahtlos in das Gesamtkonzept einfügt. Im ausgehenden 13.Jhdt. nutzen nutzten zum Beispiel Ritter und Minnesänger diese Losung in der gekürzten Version “Omnia Vincit Amor” als Wahlspruch. Ein Stück weit sehe ich mein erstes Album im romantischen Kontext auch von diesen Traditionen beflügelt und zuletzt empfinde ich die Losung “Die Liebe besiegt alles” einfach als sehr erhebend und positiv, weshalb ich mich letztendlich entschied, das Album so zu benennen. - Das klingt alles sehr stimmig und durchdacht, gleichzeitig aber auch so, als wäre viel Gefühl und Herzblut in Solwein geflossen.
Ich hatte ja das Glück, bereits vorab einige Tracks deines Albums hören zu dürfen und konnte mich unter anderem besonders für die tragische Geschichte Baldurs begeistern, die du vertont hast.
Bist du der Meinung, dass die heutige Gesellschaft zu wenig Demut vor der gewaltigen Schöpferkraft der Sonne zeigt? Auch der Wechsel der Jahreszeiten ist ja direkt an solare Ereignisse gebunden. Welche Rolle spielt die Aktivität der Sonne außerhalb Solweins in deinen Überzeugungen? - Meiner Meinung nach zeigt die Menschheit im Allgemeinen zu wenig Demut — Nicht in Bezug auf die Schöpferkraft der Sonne, sondern (um in diesem Wortzusammenhang zu bleiben) bezogen auf die Schöpfung an sich.
Respekt vor Mitmensch, Tierwelt und Natur muss selbstverständlich sein, aber leider vergessen wir das in unserem faustischen Streben nach Fortschritt, Profit und Vorteil nur allzu oft. Wenn ich daher die Sonne als Symbol, oder eher Metapher für
alles Schöpferische, Schöne und Gute in diesem Kontext benutzen darf, dann kann ich deine Frage, ob die heutige Gesellschaft zu wenig Demut zeigt, mit einem Ja beantworten. In eben diesem metaphorischen Zusammenhang steht demzufolge auch die Sonnensymbolik, die besonders in der jetzigen Anfangsphase von Solwein hervorsticht. Außerhalb dieses künstlerischen Leitmotives spielen für mich die Sonnenwenden noch eine Rolle: Sonnenwenden feiere ich schon lange gemeinsam mit einem besten Freund — wir nutzen das besondere Datum der Sonnenwende um den letzten Jahresabschnitt Revue passieren zu lassen, mit Ereignissen abzuschließen und Pläne für das Kommende zu sammeln. Diese feiern wir immer an bestimmten Orten in der Natur des Pfälzer Waldes, allerdings nicht um einen vorzeitlichen heliozentrischen oder gar neuheidnisch-esoterischen Kult auferstehen zu lassen, sondern vielmehr aufgrund der vorher genannten, doch eher bodenständigen Gründe.

- Es ist tatsächlich erfrischend zu hören, dass diese Himmelsereignisse für dich ausschließlich den Charakter einer individuellen Innenschau zu besitzen scheinen. Gerade im subkulturellen Bereich werden die Sonnenwenden oft als zünftig okkultes Gemeinschaftsevent “vermarket”.
Wo ziehst du in deinem künstlerischen Schaffen die Trennlinie zwischen zeitgemäßem Vorwärtsstreben und einer gewissen Sehnsucht nach einer romantischen Vergangenheit?
Es finden sich ja unter anderem Titel wie “Der Wandervogel” auf Omnia Vincit Amor. Ist ein solcher Song nur als Hommage an eine untergegangene Jugendkultur zu verstehen, oder ist da auch eine persönliche Nähe zu den Idealen und Werten des Wandervogels verborgen? - Ich sehe die romantische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, bezogen auf Geschichte, Lyrik und Prosa als bezeichnendes Charakteristikum von Solwein an. Dieses Motiv zieht sich als roter Faden durch “Omnia Vincit Amor”, das möchte ich definitiv nicht abstreiten. Allerdings geschieht diese Aufarbeitung immer im Kontext der
(Rück-)Besinnung, um nicht in romantischer Verklärtheit aufzulaufen. Damit schaffe ich mir de facto einen Gegenpol zum Wahnsinn und Druck der Zeitgemäßheit, der mir täglich, unter anderem auch durch meinen Beruf in der Medienbranche, entgegenschlägt. Demzufolge kann man einen gewissen verträumten Eskapismus nicht ganz verleugnen. Gleichzeitig möchte ich aber betonen, dass sich ein Vorwärtsstreben und ein romantisches Fühlen, sowie Denken in keinster Weise gegenseitig ausschließen. Im Gegenteil: Ich sehe das Ganze eher als sich ergänzenden Synkretismus an. Demzufolge kann ich auch das Stück “Der Wandervogel” darin einschließen. Eine untergegangene Jugendkultur möchte ich mit diesem Lied weniger besingen, vielmehr will ich damit zum Ausdruck bringen, was das Wandern für mich bedeutet: Freiheit. Auch wenn ich am liebsten alleine wandere, da mir dort die besten Ideen, Gedanken und Einfälle kommen, kann ich eine persönliche Nähe zu einigen Idealen und Werten der Wandervogel Bewegung bestätigen — Nicht zuletzt, weil sich die Wandervögel auch auf gewisse Ideale der Romantik beriefen. In “Der Wandervogel” habe ich mich übrigens auch von einem zur Zeit der Wandervogel-Bewegung wieder populär gewordenen Schriftsteller beeinflußen lassen: Einige Zeilen aus einem Gedicht aus “Waldmeisters Brautfahrt” von Otto Roquette habe ich in den Liedtext einfließen lassen.
” Ihr Wandervögel in der Luft,
im Ätherglanz, im Sonnenduft
in blauen Himmelswellen,
euch grüß’ ich als Gesellen!
Ein Wandervogel bin ich auch
mich trägt ein frischer Lebenshauch (…)”
Otto Roquette – Waldmeisters Brautfahrt
- Lass uns kurz noch das Thema Wanderschaft und Natur vertiefen. Je mehr ich über dich als Künstler und über Solwein im Speziellen, aus dem Gespräch erfahre, desto mehr kommt es mir so vor, als sei C.D. Friedrichs Klassiker der Romantik “Wanderer über dem Nebelmeer” zum Leben erwacht. Sonnenbeschienen und in Einsamkeit, mit beiden Beinen fest auf dem schroffen Felsen stehend, den Blick in die Zukunft gerichtet, während der gnädige Nebel die unvollkommene, hektische Moderne für wenigstens einen Moment zudeckt. Kannst du aus deinen eigenen Naturerfahrungen auf Wanderschaft heraus nachempfinden, wie sich die zentrale Figur des Gemäldes fühlen muss? Was war für dich persönlich deine eindrucksvollste Begegnung mit der Natur und in welchen deiner Songs auf Omnia Vincit Amor kommen diese Motive am stärksten zur Geltung?

- Erst möchte ich sagen, dass du den Geist, den Caspar David Friedrichs Gemälde verkörpert sehr schön in Worte gefasst hast. Tatsächlich ist dieses Gemälde wirklich eines der Kunstwerke, die mich in seiner Art und Aussage schon früh inspiriert hat. Ich denke, jeder, der von Zeit zu Zeit den Drang verspürt einfach und ohne bestimmtes Ziel loszuwandern, kann dieses Gefühl der Eremitenhaften Erhabenheit, ja vielleicht sogar Überlegenheit nachvollziehen, sobald er klare Waldluft atmet, auf ein stilles Tal herunterblickt und Vogelsang in den Ohren hat. Ich denke du bist mir da einer Meinung, wenn ich sage: Das bedeutet geistige Freiheit und Klarheit. So muss sich der Wandersmann auf CD Friedrichs Gemälde auch fühlen. Ich sehe ihn daher als Grundidee des Wandervogels. Diese Einstellung kann man eigentlich auch zum Gesamtkonzept Solweins als passend erachten. Am stärksten kommt das in den Liedern zur Geltung, die mit der Natursymbolik und Metaphern spielen. Hier sei zum Beispiel die Mandelblüte zu erwähnen – diese ursprünglich als Gedicht, ganz im Geiste Eichendorffs verfasste Lobeshymne auf den Frühling symbolisiert einen Lebensabschnitt, den ich zum Zeitpunkt des Verfassens des Gedichtes begonnen habe. Diesen verstehe ich als Tauwetter gegenüber einer vorher eher kalten und bedrückenden Episode meines Lebens. Die Quintessenz des Liedgedichtes ist daher: “Frühling bringt Freiheit”.
Abseits der metaphorisch-autobiografischen Verarbeitung von Natur- und Jahreszeitelementen sei auch das Instrumentalstück “Tempestas” im Hinblick auf eindrucksvolle Begegnungen mit der Natur genannt. Dieses Stück habe ich in den Grundtönen tatsächlich während einem sehr eindrucksvollen Sommergewitter erdacht – die sich später daraus entwickelnde Polyphonie und Verarbeitung von Feldaufnahmen bezog sich auch immer in Rückbesinnung auf dieses für mich sehr bedeutsame Ereignis. Vielleicht ist mir dieses Gewitter auch nur wegen der plötzlichen daraus folgenden Eingabe besonders im Gedächtnis geblieben, aber auch wenn dem so sei, war es sicher eine imposante Begegnung mit den unbändigen Mächten der Natur.
- “Frühling bringt Freiheit”. Dieser Aussage stimme ich in jedem Fall voll und ganz zu. Auch wenn du anführst, dass Waldluft und pure Natur der geistigen Klarheit förderlich sind, bin ich ganz bei dir. Die Natur wirkt ja schon seit Urzeiten als die grundlegende Inspiration des Kunstschaffenden, sei es mit dem Pinsel oder mit der Feder. Und gerade die Dichter und Denker nehmen in deinem musikalischen Schaffen ja besonderen Raum ein. Welchen Schriftstellern neben Eichendorff verdankt Solwein noch seine lyrische Vielfalt? Was ist zuerst da – Schreibst du einen Song um eine besondere Kernaussage herum oder ist da zuerst die Melodie?
- Ein Schriftsteller, von dem auch das Zitat am Anfang unserer Unterhaltung stammt und welcher auch erheblichen Einfluß auf meine eigene Lyrik ausübt, ist Hermann Hesse. Von ihm habe ich das Gedicht “Gestutzte Eiche” vertont. Die lyrischen Kernaussagen von Hesse empfinde ich als sehr erhebend, weshalb eine Vertonung naheliegend war, da die Dualität von Hoffnung trotz Schwermut ganz im Geiste Solweins liegt. Diese Vertonung entstand übrigens in Kooperation mit dem Schauspieler Fritz Stavenhagen, dem Initiator des Projektes “Gesprochene Deutsche Lyrik”. Als weitere Gedichtvertonung kann ich auch Nietzsches “Nach einem nächtlichen Gewitter” anführen. Besonders die frühe Lyrik dieses, oft falsch verstandenen und später leider verklärten, Philosophen hat mich auch maßgeblich beeinflusst. Außerhalb meines musikalischen Schaffens sind Werke von Novalis, Goethe, Schlegel, Fichte, Thomas Mann, E.T.A. Hoffmann, Stefan George, Brecht, Böhme und weitere wichtig für mich. Als einen Autor, der hier etwas aus der Reihe fällt wäre noch Tolkien als Romantiker der Moderne zu nennen – Ich liebe die, von ihm geschaffene Mystik und Folklore, weshalb ich ihn auch als Inspirationsquelle nennen kann. Um zurück zum musikalischen Teil von Solwein zu kommen und um deine Frage zu beantworten, wie die Songs entstehen: Meistens habe ich zuallererst eine zentrale Kernaussage, ein Statement oder eine “Eingebung”, die ich in Worte fassen will. In der Regel geschieht dann das zu Paper bringen des Gedichtes mit der Gitarre in der Hand, so wird schon die “Basismelodie” bestehend aus den Grundakkorden konstruiert. Die polyphonen Gitarrenmelodien werden tatsächlich zum Großteil erst bei den finalen Aufnahmen im Studio geschaffen. Das macht die ganze Aufnahme sehr dynamisch und spontan weshalb es auch recht schwierig sein dürfte die Werke in ihrer gesamten musikalischen Komplexität live darzubieten. Abschließend möchte ich noch etwas zu den bereits angesprochenen “Eingebungen”, die am Anfang des Schaffens stehen, sagen: da ich seit einigen Jahren nun schon das luzide Träumen praktizierte kommt mir von Zeit zu Zeit in einem Klartraum die Inspiration für Lieder. In diesen Klarträumen höre ich den Song fertig produziert: Die Lyrik, die Instrumentierung, der Gesang und die Songstruktur sind darin bereits fertig vorhanden. Für diese Inspirationsquelle bin ich sehr dankbar – schwierig wird es dann oft nur, wenn es daran geht den Song nach dem Aufwachen festzuhalten, da man recht schnell wieder vergisst.
Außerhalb meines musikalischen Schaffens sind Werke von Novalis, Goethe, Schlegel, Fichte, Thomas Mann, E.T.A. Hoffmann, Stefan George, Brecht, Böhme und weitere wichtig für mich. Als einen Autor, der hier etwas aus der Reihe fällt wäre noch Tolkien als Romantiker der Moderne zu nennen – Ich liebe die, von ihm geschaffene Mystik und Folklore, weshalb ich ihn auch als Inspirationsquelle nennen kann.
Dennis DeBiase
- Hast du Kontakte in die Theater-/Filmbranche oder wie bist du zu der Kooperation mit Fritz Stavenhagen gekommen? Ich habe mich ein wenig in seine Vita eingelesen und stelle fest, dass Herr Stavenhagen ein Mann mit Idealen zu sein scheint. Gerade sein politisches Engagement für die Agrarwende und für ein Ende der Massentierhaltung imponieren mir sehr.
Thematisch passend zum nahen Ende unserer Unterhaltung, die mit dem Frühling begann, kommen wir jetzt sozusagen der Wintersonnenwende näher. Du sprachst von luziden Träumen als Quelle der Inspiration. Kann ich davon ausgehen, dass die Eingebung zu deinem Song über die Winterrunen auch einen tieferen, eingeraunten Ursprung hat? - Ich habe keine Kontakte in die Theaterbranche, auf Herrn Stavenhagen bin ich tatsächlich durch sein Lyrik-Projekt aufmerksam geworden. Da man einem Brief doch noch mehr Wertschätzung entgegenbringt, begann meine Korrespondenz mit Herrn Stavenhagen ganz klassisch auf dem postalischen Wege. Herr Stavenhagen war von meiner Idee sein Projekt der gesprochenen Lyrik mit einer musikalischen Verarbeitung zu verbinden nicht abgeneigt. So ist also der Song “Gestutze Eiche” entstanden. Sein politisches Engagement habe ich erst im Nachhinein in Erfahrung gebracht, aber Herr Stavenhagens Einsatz steht ganz im Geiste Solweins. Ich selbst unterstütze zwar keine politische Partei, habe aber feste Werte und Tugenden für mich definiert, die ich beispielsweise mit der Unterstützung der “Schutzgemeinschaft Deutscher Wald”, sowie diversen Friedenskampagnen in die Öffentlichkeit trage. Mein Projekt Solwein soll auch hier ein Instrument sein meine Ansichten in positiv-produktiver Weise zu verarbeiten.
Um zu deiner Frage bzgl. der Winterrunen zu kommen. Das Motiv der Runen habe ich hier metaphorisch verarbeitet. Ich bin ein großer Freund der Symbolik vielerlei Kulturen: für das von dir angesprochene Lied habe ich mich der esoterischen Runensymbolik bedient – und hier vor allem an eher negativ konnotierten Runen bzw. Runen, die eine eher negative Bedeutungszuordnung erfahren haben (zum Beispiel: Thurisaz, Kaunan, Hagalaz etc.) und die ich persönlich dem Winter und der Kälte zuordnen würde. Die Inspiration hierfür kam nicht aus einem luziden Traum (wie zum Beispiel bei “Auch Herbst bringt Leben” der Fall) sondern wieder aus der Natur: Die letztjährige Rückkehr des Winters im späten Frühjahr, die auch zu großen Einbußen in der Weinernte führte, hat mir den Impuls gegeben diese Thematik weiter auszuführen.
- Die Symbolik der Winterrune scheint mir jetzt eine gute Basis zu sein, um ein kurzes Resümee aus unserem vielschichtigen Gespräch zu ziehen, auch wenn der Gesprächsstoff sicherlich noch schier endlos wäre. Ich denke wir haben Solwein als ein Projekt kennengelernt, in dem Symbolik, deutsche Romantik, das Wissen um Vergangenes und Naturkraft eine sehr fruchtbare und tiefe Verbindung eingehen. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den Release des fertigen Albums via Lichterklang. Abschließend würde mich noch interessieren, welche weiteren Pläne du mit Solwein verfolgst. Du schreibst ja, dass Live-Auftritte eher unwahrscheinlich sind. Wohin wird sich das Projekt entwickeln?
- De nihilo nihil: Zurzeit arbeite ich an einer Single, welche nach dem Release der “Omnia Vincit Amor” veröffentlich wird. Diese knüpft stilistisch, sowohl im musikalischen Bereich, als auch in der lyrischen Thematik an “Omnia Vincit Amor” an. Diesmal werden allerdings eher düstere Seiten der Romantik verarbeitet – Themen aus der sog. Schwarzen Romantik. Bei einer Vertonung handelt es sich zum Beispiel um das Gedicht “Waldgespräch” von Eichendorff, welches den Loreley Mythos behandelt. Bei dieser Vertonung erhalte ich Unterstützung von einer Sängerin, sodass ich das Gedicht als musikalisches Duett aufarbeite. Des weiteren konnte ich bei diesem Lied Fabian Zirkler von Northern Accent für zusätzliche Unterstüzung am Piano gewinnen, sodass sich die ganze musikalische Aufarbeitung noch breiter gestaltet, als dass nur mit mehrstimmigen Gitarren möglich wäre.
Desweiteren befindet sich ein Musikvideo zu “Der Wandervogel” in Arbeit. Dieses wurde am Haardtrand, einem Naturschutzgebiet in der Pfalz zwischen Reben und Wald gedreht. Dass sich meine Motivation und der Tatendrang mit Solwein aktiv zu sein noch lange nicht ausgeschöpft haben, zeigt sich auch an bereits fertig geschriebenen Liedern und zahlreichen weiteren Ideen für ein zweites Album. An die Produktion des zweiten Album werde ich allerdings erst im Herbst (nach dem berühmten Sommerloch) gehen – Man darf sich also noch auf weiteres Material freuen, denn mein Durst nach gutem Neofolk ist noch lange nicht gestillt. Nichtsdestotrotz bin ich mit dem Release von “Omnia Vincit Amor” ersteinmal gespannt, wie Solwein in der deutschen und internationalen Neofolk-Hörerschaft ankommen wird. - Schön zu hören, dass wir auch nach dem offiziellen Release mit dir rechnen können! Ich habe dich in den letzten Wochen, in denen wir das Interview geführt haben, als Künstler kennenlernen dürfen, dessen Persönlichkeit und Geisteshaltung untrennbar mit seinem Projekt verschmolzen zu sein scheint. Ehrlicher und authentischer kann Neofolk wohl nicht gelebt werden! Wir vom Eibenreiter wünschen dir für die kommende Zeit auf jeden Fall das Maß an positiver Aufmerksamkeit aus der Szene, das einem Projekt mit soviel Herzblut gebührt und werden dich auch weiterhin unterstützen. Vielen Dank für das schöne Gespräch, ich hoffe dir gönnst dir bei all der Arbeit an Solwein auch die ein oder andere Mußestunde. Hast du in diesem Zusammenhang eventuell noch die ein oder andere Weinempfehlung aus deiner Region für uns?
- Bzgl. Mußestunde kann ich folgendes sagen: Mir fällt es schwer abzuschalten – Daher ist es für mich umso wichtiger auch mal alles stehen und liegen zu lassen: Das klappt am besten bei einem Glas (oder auch einer Flasche) lokalem Weißwein. Empfehlen kann ich dir hier einen 2016er Weißburgunder aus dem Weingut Adriane Moll aus Sankt Martin. In geselliger Runde empfehle ich dir allerdings die obligatorische Rieslingschorle – 3⁄4 Riesling 1⁄4 Mineralwasser – am Besten den trocken Riesling der Weinbiet Manufaktur aus der Lage Mußbacher Eselshaut. Passend zu einem Kurzgedicht Goethes:
Wasser allein macht stumm, das zeigen im Bach die Fische.
Wein allein macht dumm, siehe die Herrn am Tische.
Da ich keins von beiden will sein, trink ich Wasser mit Wein.
Goethe
- Ich danke dir vielfach für die Möglichkeit mich im Eibenreiter geäußert haben zu dürfen – Für euch wünsche ich auch die Aufmerksamkeit, die einem so engagierten und vielseitig interessiertem Team gebührt. In diesem Sinne: Zum Wohl und auf ein Wiedersehen, gerne auch bei mir in der Pfalz bei einem guten Glas!