Im Jahreskreis haben in diesen Tagen Licht und Dunkelheit im Herbst-Äquinoktium erneut ihre Ebenbürtigkeit erreicht: Die Zeitspannen des Tageslichts und der Nacht waren für einen Moment gleich lang, bevor die Tage nun schnell merklich kürzer werden. Die dunkle Zeit des Jahres beginnt bald, welche mit den Jahreszeiten Herbst und Winter auch Kälte, Düsternis und das Vergehen der Natur – den Tod – mit sich bringt. Diese Zeit im Jahr ist für viele Gleichgesinnte auch die wichtigste Räucherzeit! Kalendarisch beginnt mit dem Äquinoktium Ende September der Herbst, es ist eines der vier Sonnenfeste im Jahreskreis und wird in keltisch-heidnisch orientierten Kulten auch „Mabon“ genannt. In vielen Mythen zieht sich die fruchtbarkeitschenkende Erdgöttin oder Erdmutter nun in die Unterwelt zurück, genauso wie die Pflanzenwelt sich unter die Erde, oder tief in sich zurückzieht und oberirdisch, in ihrem vermeintlichen Sterben, die Farbenpracht der Herbsttage entflammt.
Der Herbst ist eine Schwellenzeit: Er steht symbolisch mit seinen leuchtenden Farben für den flammenden Sonnenuntergang, eine Phase zwischen Licht und Dunkelheit, welche im Zwielicht die Grenzen schwinden lässt und auflöst; sowohl zwischen Tag und Nacht, als auch zwischen dieser Welt und der Anderswelt; Wandel stellt sich ein, bevor bald die Dunkelheit der Winterzeit anbricht…

Jetzt fallen auch all die Früchte, Nüsse und Samen zu Boden; auf den Feldern, auf Äckern und in Gärten werden die letzten Ernten eingebracht und die Pilze in den Wäldern sprießen, als finales Geschenk der fruchtbaren Erde. „Mabon“ und die Herbsttage sind auch das Erntedank-Fest, eine Zeit der Fülle, die es mit Dankbarkeit zu genießen und zu nutzen gilt, als Vorbereitung für die längsten Nächte des Jahres. Die sommerliche Kräuterernte von Blättern, Knospen und Blüten sollte längst abgeschlossen sein, ebenso wie das gesamte Räucherwerk der Laubbäume gesammelt sein sollte. Jetzt bietet sich noch die Gelegenheit, verschiedene Samen, Früchte, Wurzeln und Pilze zu ernten. Für die Nadelhölzer und ihre Harze sowie für die Mistel beginnt die Sammelzeit jedoch erst. Naturspirituell orientierte und authentische Räucherkunde richtet sich stark nach den Jahreskreisphasen und ‑festen sowie ihren jeweiligen Qualitäten, die in der Räucherkunde und bei der Arbeit mit Räucherpflanzen beachtet werden sollten, um die Wirkungen, Symboliken und Aspekte der Pflanzen richtig umzusetzen. Das bedeutet vor Allem, die Jahreskreisfeste und ihre Phasen an ihrem tatsächlichen Zeitpunkt in der Natur wahrzunehmen, der von den Gestirnen abgeleitet wird und bei Mondfesten variabel ist, sich also tatsächlich nach dem jeweiligen Neu- oder Vollmond ausrichtet – nicht aber nach immer demselben kalendarischen Datum, nur festgelegt durch Überlagerung des ursprünglichen Heidentums mit dem Christentum!
Das ur-europäische „Samhain“ ist als Zeitspanne die 11. Mondphase des Jahres, die Totenzeit und Ahnenzeit. Als Jahreskreisfest wird, je nach kultureller Sichtweise, entweder der 11. Neumond oder aber der 11. Vollmond gefeiert.
Black Moon Vagabond
Ein häufiges Beispiel hierfür ist das kommende Fest „Samhain“, welches immer mehr mit dem 1. November („Allerheiligen“) gleichgesetzt wird, was jedoch so gesehen falsch ist. Der religiöse Feiertag spiegelt lediglich den Hauptaspekt dieser Zeit wieder; er fällt allerdings selten mit der eigentlichen Mondphase zusammen und hat auch als „Halloween“, welches ursprünglich auf demselben Gedanken des Gedenkens basiert, in der heutigen Zeit seine Heiligkeit allzu sehr eingebüßt und wird immer mehr von Kommerz und Gruselparty-Stimmung bestimmt. Kulturell übergreifend ist in Mexiko am 2. November der „Día de los Muertos“, der Tag der Toten, eine Möglichkeit, mit den Ahnen in Verbindung zu treten. Gefeiert wird meist schon ab dem 31. Oktober, als mehrtägiges Fest, zu welchem bunte Totenkopf-Darstellungen dazugehören.
Das ur-europäische „Samhain“ ist als Zeitspanne die 11. Mondphase des Jahres, die Totenzeit und Ahnenzeit. Als Jahreskreisfest wird, je nach kultureller Sichtweise, entweder der 11. Neumond oder aber der 11. Vollmond gefeiert. Letzterer gilt in der Mythologie als „Jägermond“, in dieser Nacht wird der Sonnenhirsch erlegt und die Herrschaft der Dunkelheit bricht an. „Samhain“ stellt, in Anlehnung an die Jahreszeiten und den Lebenszyklus der Natur, das Ende dar und war für die Kelten aus diesem Grund auch das Jahresende und Neujahrsfest. Die Göttinnen, welche Vegetation und Fruchtbarkeit verkörpern, herrschen nun in ihrer dritten schwarzen Manifestation in Unterwelt und Totenreich, häufig dargestellt in Gestalt eines alten Weibes. In unserer Heimat erzählt das Märchen von Frau Holle, im Alpenraum auch „Perchta“ genannt, noch den ursprünglichen Mythos dieser Muttergöttin und ihrer dreifaltigen Gestalt als Jungfrau (weiß), nährende Mutter (rot) und altes Weib (schwarz). In der dunklen Jahreszeit werden die Pforten zur Anderswelt, zur Geisterwelt, weiter geöffnet sein und den Lebenden wird ein Blick über die Schwelle gewährt.
An „Samhain“ gedenken wir unseren Ahnen und werden an schmerzliche Verluste erinnert, genauso wie an alle positiven Dinge, die wir ihnen zu verdanken haben. Wir sind ihnen sehr nahe und egal, ob wir sie gekannt haben und über Generationen zurückverfolgen können oder nicht, wir sind immer noch eine Verkörperung dessen, was sie uns geschenkt und hinterlassen haben und von Natur aus befähigt, dieses Erbe auf unsere Weise weiterzuführen. Selbst bei Menschen aus der Familie, die keine guten Erinnerungen in uns hinterlassen haben, lohnt sich ein Blick auf mögliche Stärken, die wir von ihnen haben!

Doch „Samhain“ ist eine Zeit des Rückzugs und der Innenschau für den Menschen als Teil der Natur, eine Ruhephase, die wir bewusst genießen sollten.
Black Moon Vagabond
Die Nähe zum Tod dieser Jahreszeit in Natur und Kultur verursacht in vielen Menschen eine gewisse Furcht vor der dunklen Phase des Jahres, der Lichtmangel lässt an Depressionen denken. Doch „Samhain“ ist eine Zeit des Rückzugs und der Innenschau für den Menschen als Teil der Natur, eine Ruhephase, die wir bewusst genießen sollten. „Samhain“ ist auch eine Zeit des Wandels, die sich anbietet, um Altes loszulassen und zu verabschieden. Verbunden mit den eigenen Wurzeln sowie den Stärken, Talenten und Fähigkeiten, welche wir ihnen und unseren Ahnen zu verdanken haben, können wir, ganz bei uns selbst, unsere innere Mitte finden und wiederum Neues erschaffen für das kommende Jahr oder für die Zukunft. Die langen Abende von Herbst und Winter sind für viele Künstler die Zeiten der Kreativität: Es wird jetzt verstärkt (natur-)magisch gearbeitet, niedergeschrieben ins Buch der Schatten, Ritualgegenstände werden gefertigt, Räucherungen gemischt oder Musik komponiert, die uns dann auch fast immer bei unserer Arbeit in der dunklen Zeit begleitet. Auch die Natur hat ihre Samen im Erdreich hinterlassen, sie ruhen und schützen sich im Verborgenen, bis der richtige Zeitpunkt kommt, um wieder in die Welt zu gehen.
Durch Räucherungen können die Pflanzengeister der Kräuter, Rinden, Wurzeln und Harze, welche wir über den Sommer gesammelt und verarbeitet haben, ihre Wirkungen und Qualitäten über die Transformation in Duft und Rauch freisetzen. Sie geleiten uns in der dunklen „Samhain“-Zeit mit ihren Lichtkräften zu unserer Ahnenverehrung, Innenschau, helfen bei Wandlung und Kreativität. Räucherungen können uns aber genauso eine wohlige Atmosphäre mit Meditationen und Erholung in der Dunkelheit bereiten und uns dabei helfen, über die Schwelle in die Anderswelt zu schauen, um wieder zu uns selbst und unserem Potenzial zurückzufinden… Nichts in dieser Welt macht die eigene Lebendigkeit spürbarer und lässt sie uns mehr wertschätzen als die Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit!
Nordischer Waldrauch Rezept für eine Räuchermischung
Schamanisch-heidnische Räucherung der ureuropäischen Tradition für den Jahreskreis, aus ausschließlich heimischen bzw. nordischen Pflanzen. Besonders geeignet für Naturrituale.
2 Teile Sumpfporst (Ledum palustre; syn. Rhododendron tomentosum) – Blätter / Triebspitzen
2 Teile Wacholder (Juniperus communis) – Nadeln / Beeren / Holz
1 Teil Fichte (Picea abies) – Harz
1 Teil Waldkiefer (Pinus sylvestris) – Harz
½ Teil Bernstein (Succinum)
1 Teil Flechten, z.B. Bartflechte (Usnea barbata) oder Rentierflechte (Cladonia rangiferina)

Samhain Räucherung / Ahnenräucherung Rezept für Fortgeschrittene in der Räucherkunde!
Zum elften Neu- und Vollmond des Jahres wird diese Räucherung aus 11 Pflanzen gemischt, die mit den Ahnen verbinden, als Schwellenhüter zum Totenreich gelten und oftmals durch ihre immergrüne Erscheinung auch für die immerwährende Lebenskraft der Natur stehen. Rezept für Fortgeschrittene in der Räucherkunde
2 Teile Wacholder (Juniperus communis) – Nadeln / Beeren / Holz / Harz
1 Teil Sadebaum (Juniperus sabina) –Zweigspitzen / Beeren
1 Teil Lebensbaum (Thuja occidentalis) – Zweigspitzen / Rinde / Harz
1 Teil Zypresse (Cupressus sempervirens) – Zweigspitzen
1 Teil Beifuß (Artemisia vulgaris) –Kraut / Blüten
1 Teil Holunder (Sambucus nigra) –Rinde / Holz
½ Teil Efeu (Hedera helix) –verharzte Rinde / Harz
1 Teil Eibe (Taxus baccata) –Nadeln / Beeren / Harz
½ Teil Fliegenpilz (Amanita muscaria) –getrockneter Hut
1 Teil Fichte (Picea abies) –gealtertes Harz
½ Teil Knochenasche (Spodium)

Novembernebel – Red Moonrise Rezept für eine Räuchermischung
Diese Räucherung mit wohltuenden, süßlich-balsamischen Harzen lädt zum Träumen und Meditieren an langen und dunklen, nebelverhangenen Abenden ein. Auf dass sich die Visionen manifestieren und aus der Dunkelheit Neues erschaffen wird! Die Mischung sollte vor dem Räuchern möglichst fein pulverisiert werden und das Pulver eine Mondphase lang gereift sein!
1 Teil Fichte (Picea abies) – gealtertes, violettes Harz
1 Teil Lärche (Larix decidua) – rötliches Harz, sowie zusätzlich etwas rotes Rindenpulver
½ Teil Douglasie (Pseudotsuga menziesii) – rotes Harz
½ Teil Efeu (Hedera helix) – Harz und harzige Rinde
1 Teil Schwarzer Copal (Bursera sp.) – Harz
1 Teil Schwarzer Weihrauch (Boswellia neglecta) – Harz
1 Teil Labdanum / Cistrose (Cistus ladanifer) – Harz oder harziges Kraut
1 Teil Bergkiefer (Pinus mugo) – Nadeln / Rinde
1 Beere Tollkirsche (Atropa belladonna)
1 Splitter Adlerholz (Aquliaria spp.) – Plantagenholz!
1 Teil Flechten (Lichen spp., verschiedene Arten möglich)
