Nachdem die Finnen von HAVUKRUUNU 2017 mit ihrem dritten Album „Kelle Surut Soi“ ein absolutes Meisterwerk des melodiösen Pagan-Black-Metal veröffentlicht haben, dürften die Erwartungen für das neue Album entsprechend hoch gewesen sein. Und diese wurden – so viel darf jetzt schon verraten werden – nicht enttäuscht.

Label: Naturmacht Productions
Weil es, gerade beim Black Metal, nie ausschließlich um die Musik geht, wollten wir uns hier beim EIBENREITER nicht mit einem Download- oder Streamingangebot zufrieden geben und haben gewartet, bis die Vinylpressung da ist. Und nun liegt das Album in der Version mit weißer Vinylfarbe also vor mir: „Uinuos Syömein Sota“.
An der Ästhetik der Band hat sich zunächst nicht viel geändert. Ein in Schwarzweiß gehaltenes, vermutlich mit Kreide gezeichnetes, Cover. Und wo es bei früheren Alben etwa eine mythische Gestalt in einem verschneiten Wald („Havulinnaan“) oder ein an die Tolkien‘schen Nazgûl erinnernden Reiter (eben das genannten „Kelle Surut Soi“) zu sehen gab, so sind nun zwei, sich mit Schwertern bekämpfende, weiße Gekrönte vor dem Hintergrund eines aufgewühlten Meeres und einem bedrohlich schwarzen Himmel zu sehen. Und das Faszinierende daran: So beinahe naiv die Zeichnung wirkt (ebenso wie schon bei den Vorgängeralben), so sehr vermittelt sie doch eine geheimnisvolle, düstere Stimmung, zieht den Betrachter in seinen Bann und erreicht damit genau das, was ein gutes Cover tun sollte (man denke nur an die Burzum-Alben mit der Kunst Theodor Kittelsens). Alleine deshalb hat sich der Kauf der Schallplatte schon gelohnt.
Mit diesem Bild vor Augen verwundert dann auch nicht die Widmung des Albums an die Winde, „die im Norden des Herzens eines jeden Menschen wehen.“ In jene Herzen stoßen sich die gekrönten Kämpfer nämlich gegenseitig ihre Schwerter.
Mit diesem Bild vor Augen verwundert dann auch nicht die Widmung des Albums an die Winde, „die im Norden des Herzens eines jeden Menschen wehen.“ In jene Herzen stoßen sich die gekrönten Kämpfer nämlich gegenseitig ihre Schwerter. Und dies darf dann neben der phantastischen, durchaus wieder an Tolkien erinnernden, Ästhetik auch ganz menschlich ausgelegt werden. Das Label spricht daher von dem Album auch (völlig zu Recht!) unbescheiden als „another furious heavy black metal masterpiece about inner turmoil and woe and worry of life.“
Auch musikalisch sind sich HAVUKRUUNU treu geblieben: Das Album beginnt mit dem titelgebenden Stück und einem Chorgesang, der an die Verfilmung von Lindgrens „Ronja Räubertochter“ erinnert. Sobald dieser sich legt, blasen dem Hörer schnelle Trommeln und Gitarren entgegen. Aber nie so, dass sie „zu viel“ sind, überfordern oder einfach nur zeigen wollen, dass sie die Schnellsten, die Extremsten sind.
Neben den Chören sind es dann immer wieder die fesselnden Melodien, die auftauchen, kurz von musikalischer Raserei verdrängt werden und schließlich doch die Oberhand gewinnen. Und zwar so sehr, dass sich mir hier hin und wieder kurz die Frage stellt, ob das vielleicht doch ein wenig zu viel ist. Ob es jetzt nicht gleich doch ein wenig ins Pathos abdriftet. Aber nein, es geht alles gut. Die Melodien sind erhaben, majestätisch (auch hier wieder ein Bezug zum Artwork), aber nie effekthascherisch.
Ähnlich verhält es sich mit der Akustikgitarre, dem Rauschen der Wellen und – nochmals – den Chören zu Beginn der B‑Seite der Platte („Kuin Öinen Meri“). Sie erzeugen gerade wieder exakt die Stimmung, die einem beim Betrachten des Covers packt, bevor das Lied in tobende Geschwindigkeit über‑, aber nie im Chaos aufgeht.

Die insgesamt acht Lieder des Albums bilden so eine ästhetische Einheit, die komplett gehört, ja genossen werden will. Und das am besten, indem man sich währenddessen die Zeichnungen (Motive zu Wald, Felsen, Meer und Tod) im 12-seitigen Booklet betrachtet. In diesem sind übrigens auch sämtliche Texte enthalten, auf Finnisch versteht sich.
Das Album war bislang, das soll hier noch kurz erwähnt werden, neben der CD-Fassung in insgesamt drei verschiedenen Vinylfarben erhältlich (in weiß, Knochenfarbe (sprich: cremeweiß) und schwarz). Mit über 1000 verkauften Exemplaren alleine des Vinyls dürfte das mit einiger Sicherheit die bislang auflagenstärkste Veröffentlichung des sehr sympathischen und fleißigen Labels NATURMACHT PRODUCTIONS sein. Sämtliche Versionen sind derzeit ausverkauft, aber man darf auf eine weitere Pressung hoffen – und sollte dringend die Augen offen halten, falls man sich noch keine gesichert hat.