Nuuun, was macht man denn jetzt mit der ganzen Zeit die einem da auf einmal aus dem Nichts „geschenkt“ wird? Natürlich die Musikbibliothek erweitern! Denn Kunst ist jetzt wichtiger denn je und wie könnte man die Künstler in der heutigen Zeit besser unterstützen als ordentlich auf Bandcamp zuzuschlagen! In den nächsten Zeilen werde ich euch meine persönlichen Neu-Entdeckungen/Erscheinungen des Monats präsentieren, wer also Bock auf relativ „obskuren“ Schwarzmetall und Keyboard-Manifestationen hat, der bleibe hier und lese…
El-Ahrairah
Einige von euch werden bei näherer Auseinandersetzung mit dem Bandnamen an Fall of Efrafa denken, entspringt dieser doch aus dem „Watership Down“ (Unten am Fluss) Universum. Doch lasst euch nicht in die Irre führen, denn die Musik von El-Ahrairah hat so gut wie gar nichts mit den core-lastigen Tönen der Briten zu tun.
Hier wird Raw Black Metal mit einem relativ frisch dynamischen Twist geboten. Auch wenn die Blast-Beats ziemlich schwer ins Gewicht fallen, so lockern im Gegensatz die doch ziemlich melodiös gehaltenen Riffs und punkigen Drum-Passagen auf. Hierbei kann ich euch nur die Split mit Triangulum (2019), und die Selftitled (2016) ans Herz legen, das fetzt von vorne bis hinten.
Nimbifer
Zweiter Streich, Kahlschlag! Keine Überlebenden. Nimbifer aus Hannover knüppeln ein Jahr nach der ersten Demo jetzt noch härter auf die Birne ein.
Angefangen bei der Covergestaltung, bis hin zu der gut gehaltenen Anonymität der Mitglieder (Sturmfriedt und Windkelch) strahlt diese Veröffentlichung einfach alles aus, was BM heutzutage repräsentieren sollte. Unerbittliches Drumming und dauerhaft fließendes Riffing wird einem von Anfang an um die Ohren gehauen. Die Melancholie, die hier innewohnt wird nur durch die unglaubliche Kraft der Dynamik übertroffen. Trotz minimaler Instrumentation und keinen Extras wie Samples oder Keyboards greift alles perfekt ineinander.
Schon jetzt mein persönliches Highlight für 2020!
Ifernach
Was Finian Patraic mit den letzten Releases abgeliefert hat, dürfte für sich selbst sprechen. Vielseitigkeit, pure Aggression und Angepisstheit in Reinform.
Hört euch Wastow an und ihr wisst was ich meine. Die neueste Attacke aus den nördlichen Wäldern Kanadas nennt sich „Waqan“ und folgt thematisch den Fußspuren eines franco-kanadischen Abtrünnigen zu Zeiten der französischen Schirmherrschaft. Eine Geschichte voll archaischer Dramaturgie, Verrat und Blut, gepresst auf zwei lange (aber nicht in die Länge gezogene) Tracks.
Klare Empfehlung, wie beinahe alles, was der Herr da veranstaltet!
Ebriach
Aus unserem wunderschönen Nachbarland Österreich, genauer gesagt Klagenfurt am Wörthersee, stammt das nächste Duo, das ich euch vorstellen möchte.
Ebriach, zuvor mit „Ain schwarzen Schillt, ein weißen Wasserstram“ noch mit reinen Keyboard-Klängen unterwegs, siedelt sich mit „Die Tore der Uschowa“ meiner Einschätzung nach irgendwo zwischen Death in June und der klassischen Spielweise des Dungeon Synths an. Was mit mittelalterlichen Progressionen von Tastenklängen der Spätneunziger beginnt, endet auf dieser 3‑Song EP (?) mit Schifferklavier und Klampfe.
Gullinbursti
Noch Lust auf etwas synthetisierten Folk? Da hab ich noch was für euch:
Aus den Staaten kommt Gullinbursti. Inspiriert durch Zwergen-Legenden der germanischen Götterwelt, schürft dieses Projekt in den Tiefen der Berge und bringt wahre musikalische Schätze an den Tag.
Man muss sich auf die fantastisch-mythischen Klänge einlassen, aber „Mythical Metallurgy“ gibt Fans dieses Genres genau das, was man braucht: Träumerei und Geschichten, in die man sich fallen lassen kann.
Wallachian Cobwebs
Klassischer Horror, wie habe ich dich vermisst! Blitze zucken, Donner kracht, die Kinder der Nacht! Hörst du wie schön sie Musik machen?
Ach ja, wie schön schaurig das in diesem fiktiven Transsilvanien nur sein kann, hört man nur mal in „Hearken to the Moon Whisper“ von Wallachian Cobwebs rein. Die Atmosphäre, die Bilder, die in den schwärzesten Farben vor dem inneren Auge gemalt werden, alte Schlösser, Räume voll Staub und Spinnweben. Alles fühlt sich genau so an, wie es sein soll: Ungemütlich und finster, ranzig und düster.